Zaun, Fanganlagen, Werkzeug
Zaunwahl und Zaunbau
Die Wahl des Zauntyps hängt in erster Linie von den gewählten Weidetieren ab. Je nach Tierart sind unterschiedliche Zaunhöhen und Ausführungen erforderlich. In den meisten Fällen wird es sich um Pferde und Rinder handeln, für die mit vergleichsweise kostengünstigem Aufwand Elektrozäune errichtet werden können. Diese Varianten sind gleichzeitig diejenigen mit der besten Durchgängigkeit für Wildtiere und daher generell zu bevorzugen. Die vergleichsweise teuren (und wilddichten) Knotengitter- oder Maschendrahtzäune müssen dann zum Einsatz kommen, wenn Standweiden für Dam-, und Rotwild eingerichtet werden sollen.
Die Zauntrasse sollte möglichst kurz sein und darf keine spitzen Winkel aufweisen, die für rangniedere oder in Panik geratene Tiere zur Falle werden könnten. Einzelabschnitte sollten über möglichst weite Strecken gerade verlaufen, um die Drähte ohne übermäßigen Zug auf einzelne Zaunpfähle verspannen zu können. Es sollte außerdem darauf geachtet werden, dass keine umsturzgefährdeten Gehölze in Zaunnähe stocken und dass in unmittelbarer Zaunnähe keine Geländeerhöhungen vorliegen, von denen aus die Tiere den Zaun überspringen könnten.
Die Zaundrähte müssen, gleich ob es sich um einen Stacheldraht- oder Elektrozaun handelt, immer innen an den Zaunpfählen befestigt werden, damit die Weidetiere sie nicht aus ihrer Verankerung drücken können. Krampen resp. Isolatoren müssen dabei bis ins Kernholz eingeschlagen werden, da das Splintholz bereits nach relativ kurzer Zeit verrottet.
Stacheldrahtzäune
Herkömmlicherweise wurde in der Landwirtschaft bisher arbeitet man mit drei- bis vierzügigen Stacheldrahtzäunen gearbeitet. Stacheldrahtzäune sind wegen der Verletzungsgefahren für Weidevieh und Wild aber nicht unumstritten und für die Haltung von Pfreden inzwischen verboten.
Elektrozäune
Elektrozäune sind dagegen ganzjährig als Alternative zum Stacheldrahtzaun eingesetzt werden, sind aber pflegebedürftiger. Sie sollten drei- bis vierzügig angelegt werden. In Überschwemmungsgebieten und an stark wüchsigen Standorten sind Probleme wie Kurzschlüssen durch Wasserkontakt auszuschließen. Damit Gräser oder Hochstauden, nicht zur Erdung des Elektrozaunes führen können, müssen die Zauntrassen zur Vorbeugung eventuell regelmäßig freigeschnitten werden.
Im Bereich trockenerer Standorte mit geringer Wüchsigkeit sind Elektrozäune nicht so pflegeintensiv, müssen aber auch regelmäßig überprüft werden. Inzwischen gibt auch Zaunprüfgeräte, die zur Fehlequelle führen oder Geräte mit automatische sms-Benachrichtigung bei Stromausfällen.
In jüngerer Zeit kommen vermehrt Elektrozaunsysteme mit wenige starken Eckpfosten und dazwischen befindlichen, wenig leitfähigen Kanthölzern, die lediglich als Drahtabstadhalter fungieren, zum Einsatz. Diese FestzaunsSysteme sind sehr ausbruchssicher, wildfreundlich und unterhaltungsextensiv, allerdings in der Anschaffung teurer. Entscheidend für die Hütesicherheit ist die richtige, der Tierart angepaßte Anordnung der Drähte sowie die Auswahl des passenden Elektrozaungerätes. Entscheidend ist auch die richtige Erdung des Sytems.
Zugänge
Zugänge zur Weidefläche sollten in Form von breiten Toren geschaffen werden, die auch von breiteren landwirtschaftlichen Fahrzeugen passiert werden können. Ob man sich für Tore aus verzinktem Stahlrohr oder die weniger haltbare klassische Holzvariante entscheidet, ist von Fall zu Fall abzuwägen.
Manchmal kann es erforderlich sein, abseits der Hauptzugänge noch Überstiege anzulegen bzw. deren Anlage zuzulassen.
Durchkreuzen Verkehrswege die Weideflächen, so wird der Einbau von Viehrosten erforderlich.
Fanganlagen
Um großer Huftiere ohne Immobilisation habhaft zu werden (tierärztliche Untersuchungen, Verladung zum Transport) benötigt man eine Fanganlage, wobei zwischen mobilen und ortsfesten Fanganlagen unterschieden wird.
Während mobile Anlagen bei verstreut liegenden kleineren Flächen sinnvoll sind, werden bei den meisten Weideprojekten große arrondierte Gebiete vorliegen, die man sinnvollerweise mit einer ortsfesten Fanganlage ausstattet.
Üblicherweise besteht eine solche Fanganlage aus drei Abschnitten,
- dem Warteraum (Corral)
- dem Treibgang und dem
- Fangstand (ggfs. mit Halsfang)
Der rund oder oval anzulegende Corral sollte hoch und besonders stabil umzäunt sein (für Rinder werden 180 cm empfohlen), da die beunruhigten Tiere sonst stark ausbruchgefährdet sind. Er sollte sich breit-trichterförmig in den Treibgang verengen, in den die Tiere dann einzeln gedrängt werden. Die Größe des Warteraumes richtet sich nach der Tierzahl. Am Ende des Treibgangs gelangen die Tiere dann in den Fangstand.
Damit eine Fanganlage bei jedem Wetter betrieben werden kann, sollte sie möglicht so aufgestellt werden, daß der Boden der Fanganlage nicht vermatscht. Es kann im Einzelfall auch sinvoll sein den Boden zu befestigen. Hierzu können z.B. Schotterungen oder Paddockplatten aus Kunststoff (vgl. z.B. www.riedwiesenhof.de) eingesetzt werden.
Als Zaunmaterial für Warteraum und Treibgang werden im Fachhandel erhältliche Gitterelemente („panels“) empfohlen. Auch aus ausgedienten Leitplanken lässt sich eine ausreichend stabile Umzäunung errichten. Konstruktionen aus Holz sind zumindest für kräftige Tiere meist ungeeignet.
Zwischen Corral und Treibgang und zwischen Treibgang und Fangstand sind vergitterte Schiebetüren (sog. Chutes) vorzusehen. Der Fangstand am Ende des Treibganges ist im einfachsten Fall einfach nur der letzte Abschnitt des Ganges, der vor und hinter dem Tier abgesperrt werden kann. Besonders sicher und für kräftige Rinderassen sehr zu empfehlen, ist die Installation eines Halsfangs („head gate“) als Abschluss des Fangstandes. Hier stecken die Tiere ihren Kopf hindurch, können ihn aber nicht mehr zurückziehen und sind damit mehr oder weniger fixiert.
Wählt man eine Fangstandskonstruktion mit seitlicher Einengung („squeeze chute“), wird die Fixierung des Tieres, beispielsweise für eine tierärztliche Behandlung, deutlich erleichtert. In jedem Fall sollte der Fangstand ein ausreichend großes, mit den Seitenwänden fest verbundenes Bodenblech aufweisen, so dass der Käfig von starken Tieren nicht angehoben werden kann. Warteraum und Treibgang sollten auch bei Nichtbetrieb der stationären Fanganlage für das Vieh immer offen stehen. Bietet man hier Lecksteine oder Lockfutter an, verbinden die Tiere positive Erlebnisse mit der Anlage und sollten sich dann im Bedarfsfall ohne größere Probleme in die Fanganlage treiben lassen.
Kleine mobile Fanganlagen sind im Handel ab ca. 6.000,00 € erhältlich.