Tierbedürfnisse
Nahrung
Idealerweise sollte die Besatzdichte so gering gehalten werden, dass eine Zufütterung unter normalen Bedingungen nicht erforderlich werden sollte. Da aufgrund unterschiedlicher Standortverhältnisse die Weideflächen natürlicherweise unterschiedlich produktiv sein können, variiert die ideale Besatzdichte von Fall zu Fall und wird am besten über mehrjährige Erfahrung bestimmt. Falls sich während dieser Zeit herausstellt, dass die Flächen das eingesetzte Weidevieh nicht ausreichend ernähren können, muss zugefüttert und die Herde mittelfristig verkleinert werden.
Zufütterung muß außerdem erfolgen, wenn z.B. aufgrund ungünstiger Wetterlagen (Überschwemmungen, tiefe Schneelage im Winter) oder anhaltender Dürre im Sommer zu wenig Futter verfügbar ist.
Deshalb muss für solche Fälle ganzjährig, besonders aber im Winter, in ausreichendem Maße Zusatzfutter vorgehalten werden. Geeignet als Zusatzfutter für Grasfresser in Notzeiten ist neben Heu auch Ballensilage. Als Heu kann auch das recht grobe Heu von spät gemähten Naturschutzwiesen und solches der zweiten Mahd, ja sogar Stroh verwendet werden; es ist selbstverständlich dass die Ballen keinen Schimmel sowie keine (getrocknet noch wirksamen) Giftpflanzen wie z.B. Jakobsgreiskraut enthalten.
Wenn eine Zufütterung zur ausreichenden Ernährung nötig wird, muß gewährleistet werden, dass auch rangniedere Tiere nicht leer ausgehen. Bei gemischten Herden sollte an mehreren Stellen gefüttert werden, da insbesondere Pferde anderes Weidevieh oft nicht an einen Futterplatz heranlassen.
Da Futterstellen durch Tritt und Kot oft recht stark beeinträchtigt werden, sollten geeignete Stellen auch aus naturschutzfachlicher Sicht ausgewählt werden und nur an unbedenklichen Plätzen angelegt werden. Es kann auch sinnvoll sein, an wechselnden Stellen zu füttern.
Lockfütterungen
Unabhängig vom Ernährungsstand der Tiere ist - insbesondere im Vorlauf von Fangvorhaben - eine regelmäßige Zufütterung innerhalb der Fanganlagen anzuraten. Hierdurch verliert die Herde die Scheu vor der Anlage und lässt sich normalerweise willig in die Fanganlage eintreiben.
Ein weiteres Argument für gelegentliche Zufütterungen ist, dass die Anwesenheit von Menschen von den Tieren mit positiven Erfahrungen verbunden wird, sie also in gewissem Maße zahm gehalten werden können. Damit wird eine bessere Annäherung zum Beispiel zum Zwecke des Fangs oder der Immobilisation möglich. Bewährt hat sich, die Zufütterung mit einem akustischen Signal zu verknüpfen - im Idealfall versammelt sich eine erfahrene Herde dann schon beim Ertönen des Signals am Futterplatz / in der Fanganlage.
Sehr attraktiv für die meisten Weidetiere ist die Zusatz-/Lockfütterung mit Rübenschnitzeln (getrocknetes Nebenprodukt der Zuckerindustrie). Diese müssen vor dem Verfüttern eingeweicht werden, um der Gefahr einer Schlundverstopfung vorzubeugen.
Mineralstoffe
Leckstein zur MineralienversorgungFür ein gesundes Gedeihen des Viehs ist eine ausreichende Mineralstoffversorgung von ebenso großer Bedeutung wie die ausreichende Ernährung. Wildtiere legen oft große Strecken zurück, um an die benötigten Mineralien zu gelangen, Weidetiere sind dagegen auf die auf der Weide verfügbaren Ressourcen angewiesen und diese sind in aller Regel auf Dauer nicht ausreichend.
Um die Versorgung mit allen wichtigen Mineralien zu gewährleisten, sollten auf den Weiden deshalb grundsätzlich Salzlecken mit Mineralzusatz angeboten werden. Die Tiere können dann selbst entscheiden, wann und in welchem Maße sie zusätzliche Mineralien aufnehmen.
Wasserversorgung
Große Weidegänger benötigen große Mengen Wasser - im Hochsommer bis zu 50 Litern am Tag. Idealerweise wird eine ausreichende Wasserversorgung durch die Einbeziehung eines Fließgewässers in die Weideflächen gewährleistet. [Wasserrecht!]
Bei Fehlen eines Fließgewässers oder eines behördlichen Verbots seiner Nutzung, müssen die Tiere über Weidepumpen oder Tanks bzw. Zisternen versorgt werden.
Weidepumpen
Ist ein Gewässer vorhanden, braucht nur die Saugleitung einer handelsüblichen Weidepumpe in das Gewässer eingehängt zu werden, um die Wasserversorgung der einzurichtenden Tränke herzustellen.
Aufwändiger ist das Anzapfen des Grundwassers. Hier muß die Saugleitung in den Boden eingespült oder gebohrt werden. Bei größerem Grundwasserabstand wird eine elektrische Pumpe mit Schwimmertränke erforderlich. Die hierfür notwendige Stromversorgung kann in abgelegenen Gebieten meist nur über eine Solaranlage bewerkstelligt werden (Kostenfaktor!)
Sofern erreichbar, kann auch der Anschluss an die örtliche Trinkwasserversorgung eine Möglichkeit zur Wasserversorgung darstellen, verursacht aber ebenfalls laufende Kosten.
Tanks und Zisternen
Hat man die Möglichkeit Regenwasser aufzufangen, beispielsweise vom Dach eines Viehunterstands, so kann man dieses in einen Tank oder eine Zisterne leiten. Als Mindestvolumen werden dafür 10 m³ empfohlen. Ansonsten hat man natürlich immer die Möglichkeit, die Tanks auf Hängern zu installieren, sie regelmäßig an geeigneter Stelle zu befüllen und auf die Weide zu fahren.
Witterungsschutz
Schutz vor Niederschlägen, Sonne und Wind können natürliche Felsformationen, Baumgruppen oder künstliche Unterstände bieten. Zwingend vorgeschrieben oder dringend zu empfehlen ist der Bau von Unterständen für alle Weidetierarten, sofern eine natürlicher Schutz nicht vorahnden ist.
Häufig wird aber auch bei Rindern und anderen Tierarten von behördlicher Seite der Bau eines Unterstandes gefordert, obwohl auf den Flächen vorhandene Baumgruppen den Ansprüchen der Tiere in puncto Witterungs- und Insektenschutz erfahrungsgemäß genügen würden.
Eine Bauanleitung für einen dreiseitig geschlossenen Weideunterstand aus Holz findet sich unter www.abu-naturschutz.de.