Weideprojekt Meißner und Meißner-Vorland
Region/Lage |
Werra Meißner Kreis, Höhenlagen des Meißners und östliches Meißnervorland |
Geo-Koordinaten |
9° 50' 44'' O , 51° 12' 17'' N |
Lebensraumtyp |
4030 (Heiden), *6110 (Kalk-Pionierrasen),6212 (Halbtrockenrasen), *6212 (Halbtrockenrasen mit bemerkensw. Orchideen), *6230 (Borstgrasrasen), 6510 (Flachland-Mähwiesen), 6520 (Berg-Mähwiesen) |
Flächengröße |
170 ha; (insg. 303 ha mit Wanfried-Kalkhof und Oberrieden) |
Tierrassen (Anzahl) |
Gebrauchskreuzung der Regionalrasse Leineschaf mit dem Merino-Landschaf, ca. 500 Muttertiere mit Nachzucht |
Beweidungstyp |
saisonal |
Finanzierung |
HIAP, NSG- Pflegeverträge + AGZ (Bergbauernprogramm) |
Schutzgebiete |
Naturschutzgebiete Meißner, Bühlchen bei Weißenbach, Kripplöcher und Hielöcher. FFH-Gebiete 4725-306 (Meißner und Meißner Vorland), 4825-302 (Werra- und Wehretal), VSG Meißner |
Projektwebsite |
www.dudenrode.de |
Marco Lenarduzzi
Geo-Naturpark Frau-Holle-Land
Niederhoner Str. 54
37269 Eschwege
Tel.: 05651 992330 bzw. 05657/ 913418 (privat)
E-Mail: info (at) naturparkfrauholle.land
Träger:
Obere Naturschutzbehörde, Regierungspräsidium Kassel
Werra-Meißner-Kreis, Fachdienst Ländlichen Raum, Eschwege-Oberhone
Geo-Naturpark Frau-Holle-Land
Hessen-Forst, Forstamt Hess. Lichtenau
Beweider:
Meißner-Hüteschäferei Timmerberg
Kirchrain 4
37242 Bad Sooden-Allendorf/Dudenrode
Tel.: 05604-7958
E-Mail: info (at) naturparkmeissner . de
Projektbeschreibung
Zum Erhalt und zur Regeneration der Halbtrocken- und Borstgrasrasen im Bereich des Meißners und seinem Vorland hat das ehemalige Forstamt Bad Sooden-Allendorf gemeinsam mit dem Naturpark Meißner-Kaufunger-Wald ein Beweidungskonzept erarbeitet, das in Zusammenarbeit mit dem Schäfereibetrieb Timmerberg, Verbänden und Institutionen unter Einbeziehung der Bevölkerung umgesetzt wird.
Auf dem Meißner selbst befinden sich Berg-Mähwiesen - LRT 6520; Artenreiche montane Borst-grasrasen - LRT 6230 und Heideflächen - LRT 4030, die schwerpunktmäßig beweidet werden; wobei die Berg-Mähwiesen auch jeweils einmal jährlich gemäht werden; Größe ca. 50 - 60 ha - nicht klar abgegrenzt, da weitere Flächen mitbewirtschaftet werden (z. B. NSG Bühlchen mit LRT *6212 am Nordhang des Meißners); insgesamt werden auf dem Meißner mit Vorland mind. 90 ha bewirtschaftet.
Naturschutzfachliche Ziele / Erfolgskontrolle
Erhalt und Regeneration der Halbtrocken- und Borstgrasrasen im Bereich des Meißners und seinem Vorland. Erhalt und Förderung seltener Arten, wie Frauenschuh, Fliegen-Ragwurz, verschiedene Knabenkräuter, Prachtnelke, Arnika, Purpurreitgras und viele andere. Erhalt und Aufwertung der Habitatflächen für den Neuntöter, Raubwürger, Baumpieper und dem Rotmilan auf dem „Hohen Meißner“ bzw. dem nördlichen und östlichen Vorland.
Beweidungsmodus
Das Meißnervorland beherbergt eine größere Zahl von durch Schafbeweidung entstandenen Magerrasen. Nach einem ausgeklügelten Plan von Hessen-Forst und dem Naturpark Meißner beweidet die Schafherde der Hüteschäferei Timmerberg diese ökologisch wertvollen Flächen. Die Schafherde zieht dabei von Naturschutzgebiet zu Naturschutzgebiet. Das Beweidungskonzept besteht schon seit 1997 und beinhaltet auch das Weißenbacher „Bühlchen“ und die vielen Borstgrasrasen und Berg-Mähwiesen auf dem Meißner-Plateau.
- Die naturschutzfachlich wertvollen Flächen sind durch mosaikartige Beweidung (großflächige Beweidung mit Aussparung besonderer Standorte bei einem Beweidungsgang) in hervorragendem Zustand
- Ausholz- und Nachpflegearbeiten
- 3-malige Hütebeweidung jährlich
- Aussparung von Teilbereichen zur Förderung bestimmter Arten
Beweidungsroute Schäferei Timmerberg
Öffentlichkeitsarbeit / Umweltbildung
- Deutsche Schafzucht: Marco Lenarduzzi 1999: Ein Naturschutzkonzept schlägt Wurzeln.
- Jahrbuch Naturschutz in Hessen, 4: 43-47: Marco Lenarduzzi 1999: Naturschutzfachliche - Bewirtschaftung eines Biotopverbundes in stationärer Hütehaltung im Werra-Meißner-Kreis
- Der Hohe Meißner von Marco Lenarduzzi und Herwig Klemp von Fraund (Gebundene Ausgabe - Oktober 2006)
- Führungen für verschiedene Zielgruppen durch die beweideten Naturschutzgebiete im Naturpark Meißner-Kaufunger Wald
Regionale Vermarktung
Naturschutzkonzept mit Vermarktung des Premium-Lammfleisches "Meißner Lamm" in der Region. Schlachtung und Zerlegung der Tiere übernehmen regionale Metzgereien. Die Vermarktung läuft über hiesige Metzgereien und Gastronomiebetriebe sowie direkt über die Familie Timmmerberg (Direktvermarktung).
Historie / Historische Nutzung
Auf dem „Hohen Meißner“ wurden früher überwiegend Jungrinder, teilweise in Allmendwirtschaft gehalten. Teilweise wurden die mageren Plateauflächen auch zur Hengstfohlenweide genutzt. Die Plateauflächen waren überwiegend bis komplett waldfrei und wurden erst durch die preußische Forstverwaltung vor ca. 140 Jahren nach und nach aufgeforstet. In den Nachkriegsjahren gab es teilweise Versuche zur Aufdüngung der Berg-Mähwiesen. Diese Praxis wurde allerdings mit der Ausweisung des Naturschutzgebietes „Meißner“ 1970 spätestens aufgegeben. Viele Kalk-Halbtrockenrasen verbrachten und verbuschten nach Aufgabe der Nutzung. Diese fand früher traditionell als Ziegen- oder Schafbeweidung statt. Frankershausen hatte früher sogar einen eigenen Hüteschäfer beschäftigt.
Die Hüteschäferei Timmerberg arbeitet bereits seit 1996 mit der Forstverwaltung dem Naturpark, der Oberen Naturschutzbehörde und dem Werra-Meißner-Kreis sowie weiteren Institutionen und Verbänden zusammen. Gemeinsames Ziel ist es, wertvolle Lebensräume mit vielen seltenen Tieren und Pflanzen zu erhalten. Gleichrangig geht es auch um die Erhaltung der Hüteschäferei, einem heute praktisch ausgestorbenen Handwerk, und dem Leineschaf, einer alten Schafrasse, die an die örtlichen Gegebenheiten des Meißners angepasst ist. Neben diesen Gedanken spielt die Regionalentwicklung durch Sanften Tourismus eine wichtige Rolle. In Zusammenarbeit mit dem Naturpark werden geführte Wanderungen angeboten, die häufig mit Bio-Meißner-Lamm der Hüteschäferei im Rahmen der Naturpark-Küche ihren Abschluss finden. Die Hüteschäferei Timmerberg führt am Meißner rund 500 Mutterschafe mit Nachzucht und führt mit Hilfe des Engagement von Sören Timmerberg zusätzlich die lange Tradition einer Merinoherde auf dem Rittergut Kalkhof bei Wanfried mit rund 500 Mutterschafen fort.
Monitoring
Datenerfassung und Anlage von Dauerflächen im Rahmen der FFH-Grunddatenerhebung. Das FFH-Monitoring wird in der EU als Stichproben-Monitoring alle 6 bzw. 12 Jahre durchgeführt. Das Monitoring der Vogelarten findet in denselben Intervallen statt.
Wirtschaftlichkeit
Das Projekt besteht seit 1996 und ist für die Schäferei wirtschaftlich zu betreiben. Hier kommt zum einen die erfolgreiche Vermarktung der Lämmer zum Tragen; zum anderen werden EU-Mittel und Landesmittel für die erfolgte Dienstleistung zum Erhalt dieser wertvollen Flächen am Meißner gezahlt.
Bilder